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BREMISSIMA | Juli-August 2015

bremissima 47Pole Position Vermutlich wird unsere Wertschätzung länger- fristig steigen, wenn den Vermietern klar wird, wie umfangreich eine Vermietung ist. G erade die Immobilien- wirtschaft ist momentan durch einige aktuelle Schlagworte und Geset- zesänderungen allgegen- wärtig. Und natürlich möchte ich dazu noch einige Fragen an die Spezialistin stellen. Frau Bolte, können Sie uns sagen, was sich seit dem 1. Juni nun tatsächlich durch das „Bestellerprinzip“ verän- dert hat? Zunächst ist wichtig, dass das Bestel- lerprinzip nur für die Vermietung von Wohnimmobilien gilt, also nicht für den Verkauf und auch nicht für die Ver- mietung von gewerblichen Immo- bilien. Bisher wurde die Erfolgs- und Vermittlungsprovision vom zukünftigen Mieter bezahlt, wenn das Immobilienberatungsunter- nehmen vom Vermieter mit der Vermietung seiner Immobilie be- auftragt wurde. Grundsätzlich ist es nun so, dass derjenige, der uns „bestellt“, unser Dienstleistungs- honorar übernehmen muss. Mieter zahlen nun nur noch, wenn ein ex- pliziter schriftlicher Suchauftrag erfolgt. Dem Kunden dürfen wir dann nichts aus dem bestehenden Portfolio anbieten, sondern nur bisher nicht anderweitig vorliegen- de Angebote. Grundsätzlich ist es nun so, dass der Vermieter die Kos- ten unserer Dienstleistung trägt. Spüren Sie schon Folgen aus dieser Gesetzesänderung? Es war zu erwarten, dass auch wir spe- ziell am Anfang vielleicht die einen oder anderen Vermietungsaufträge für Ein- und Zweizimmerwohnungen ge- gebenenfalls etwas reduziert erhalten. Letzteres, weil die Vermieter jetzt in Teilen versuchen, den Vermietungspro- zess einmal selber zu „erfahren“. Es wird sich zeigen, wie gut das funktioniert und auch, wie viel unsere Dienstleis- tung „wert“ ist – vermutlich wird unse- re Wertschätzung längerfristig steigen, wenn den Vermietern klar wird, wie umfangreich eine Vermietung ist. Eine weitere Entwicklung wird sein, dass wir zum einen nochmals deutlich mehr Mietanfragen für die Vermittlungen erhalten, da sich Mieter auch an uns wenden, die sich alleine aus der bishe- rigen Honorierungsfrage in der Vergan- genheit nicht meldeten. Es ist insofern vom Grundsatz zunächst ein deutlicher Mehraufwand im Backoffice-Bereich für uns, aber ich denke, dass sich das regulieren wird. Insgesamt werden wir aber ein wenig mehr auf die Seite des Eigentümers „rücken“, da wir deren Vermögenswerte im Sinne der Beauf- tragung auch im Blick behalten müssen sowie eine damit verbundene optimale Mietvertragsstrukturierung – selbst- verständlich unter Berücksichtigung jedweder gesetzlicher Anforderungen und Regelungen. Hiermit sind viele Eigentümer naturgemäß überfordert. Wir begegnen den Änderungen insge- samt auch damit, dass wir für Vermie- ter individuelle Dienstleistungspakete schnüren. Es gibt auch einen Austausch über diese Thematik in der Branche. So haben wir jetzt an einer Veranstaltung des IVD (Immobilienverband Deutsch- land) mit 400 Teilnehmern zum Thema teilgenommen. Wie sieht die Immobilienlandschaft und -wirtschaft in Bremen denn ge- nerell gerade aus? Nach wie vor ist die Wohnimmobilie, gerade im hochwertigen Segment und bei den Dreizimmerwohnungen, als Kapitalanlage sehr beliebt. Hier wurde viel investiert, und entsprechend viele Objekte stehen zur Vermietung. Das betrifft Häuser eher nicht. Die sind im bezahlbaren Segment noch immer weder zur Vermietung noch zum Ver- kauf zahlreich vorhanden. Generell hat sich auch der Prozess verlängert, weil es mehr Besichtigungstermine bis zum Abschluss gibt. Und es ist auch häufig so, dass aus Mietern später Kaufinteres- senten werden. Der größere Umsatz in unserer Branche wird in jedem Fall im Verkauf gemacht. Nennen Sie uns noch ein paar Stich- worte zum Thema „Mietpreis- bremse“? Die gibt es bisher erst in Berlin, soll aber voraussichtlich im Herbst auch in Bremen in Kraft treten. Sie wird dafür sorgen, dass der Vermieter bei Neuvermietungen in den Mieto- bergrenzen grundsätzlich begrenzt wird – sie darf nun maximal bei 10% oberhalb der Vergleichsmiete lie- gen. Die Vergleichsmiete wird zum Beispiel durch einen Mietenspiegel festgelegt, dieser liegt jedoch in Bremen nicht vor. Die Mietpreis- bremse gilt nicht für Neubauwoh- nungen und modernisierten Wohn- raum. Daher glaube ich nicht, dass es den Kern des Problems wirklich trifft. Wichtig ist, dass selbstver- ständlich nach wie vor auch be- zahlbarer Wohnraum geschaffen und am Markt bereitgestellt wird, sodass wir unser Angebotsportfo- lio von stets um die 80 Wohnungen bewusst breit aufstellen, um eine große Zielgruppe ideal und anforderungsspe- zifisch begleiten können. Und zuletzt: Hat man es als Frau in der Branche leichter oder schwerer, oder stellt sich die Frage gar nicht? Die Wahl der Wohnung ist eine emoti- onale Angelegenheit, und ich würde sa- gen, zumindest manche Frauen können oft emotionaler vorgehen – daher gibt es meiner Meinung nach einen kleinen Vorteil für Frauen. Ihre Frage könnte man auch dahingehend beantworten, dass meine Abteilung mit acht Damen und zwei Herren besetzt ist… Vielen Dank für das nette und infor- mative Gespräch!

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