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BREMISSIMA | September-Oktober 2015

bremissima 21Hautnah kaum war ich auf der normalen Station, wurde es stetig besser. Klar, ich musste quasi wieder neu laufen lernen, selbst alleine stehen war am Anfang unmöglich. Und nach fünf Schritten war ich total kaputt, hatte am nächsten Tag Muskelkater. Das war furchtbar! Aber es ging ganz schnell bergauf.“ Sportlich und fit wie eh und je Heute ist von Muskelkater nach fünf Schritten keine Rede mehr: Chantal wirkt fitter als Nicht-Transplantierte, auf jeden Fall fitter und sportlicher als ich. Wie macht sie das bloß? „Ich habe einfach relativ schnell wieder mit dem Sport angefangen und war bereits ein halbes Jahr nach der Trans- plantation das erste Mal Skifahren. Im Skiurlaub haben wir übrigens meinen Arzt aus Berlin ganz zufällig getroffen, der gar nicht fassen konnte, wie gut es mir da schon wieder ging“, lacht Chantal. „So habe ich immer mehr aufgebaut – und jetzt spiele ich wieder Tennis, Golf, Hockey – wie früher.“ Und mehr noch: Sie tritt regelmäßig bei Meisterschaften der Transplantierten an – von denen zumindest ich vorher noch nichts gehört habe. „Ich auch nicht! Irgendwann bin ich bei Facebook aber auf die ‚Österreichischen Skimeis- terschaften der Transplantierten‘ gestoßen und dachte, ‚cool, was ist das denn Verrücktes?‘“, erzählt sie und lacht wieder: „Da musste ich unbedingt mit meiner Mutter hin. Und da habe ich dann erfahren, was es überhaupt so al- les gibt, Europameisterschaften, Weltmeisterschaften, Deutsche Meisterschaft – nur für Transplantierte! Ende August bin ich bei den Weltmeisterschaf- ten in Argentinien, theoretisch könnte ich das ganze Jahr unterwegs sein“, schmunzelt sie. „Bei den Meisterschaften sind der Aus- tausch und das Zusammentreffen übrigens viel wichtiger als der sportliche Erfolg.“ So geht es besonders bei den Deutschen Meis- terschaften eher darum, Transplantierte zum Sport zu mo- tivieren – und Nicht-Transplantierte zu informieren. „Meine Mutter und ich organisieren deshalb im nächsten Jahr die Deutsche Meisterschaft der Transplantierten – hier in Bre- men! Sponsoren und Helfer sind übrigens herzlich willkom- men, wir freuen uns über jede Idee!“ Dann können sich die Zuschauer davon überzeugen, wie positiv und lebensfroh die Menschen trotz ihres Schicksals sind. „Das war auch das, was mich damals in Österreich am meisten beeindruckt hat. Viel- leicht sind sie es allerdings gerade deshalb“, mutmaßt Chan- tal. „Wir wissen, dass das Leben schnell wieder vorbei sein kann. Und kosten es umso mehr aus.“ Umgang mit Organspende Neben den Meisterschaften, dem Sport und ihrem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaften engagiert sich Chantal zudem bei den ‚Jungen Helden‘, einem Verein, der über Organspende aufklärt und bei der eigenen Entschei- dungsfindung unterstützt, unter anderem auch bei Informa- tionsveranstaltungen in Schulen deutschlandweit. Mit ihrer Transplantation geht sie dabei immer offen um – damit Men- schen sehen, was eine Organspende bewirken kann. „Dieses Thema ist mir wirklich eine Herzensangelegenheit! Dabei müssen sich ja auch gar nicht alle Menschen dafür entschei- den. Mir ist es nur wichtig, dass sie sich mit diesem Thema auseinandersetzen und dann eine Entscheidung treffen, die für sie richtig ist. Es ist völlig in Ordnung, wenn man es dann nicht möchte“, betont Chantal und wird ein bisschen ernst. „Ich möchte einfach etwas zurückgeben, weil ich so ein Glück hatte. Und ich freue mich, wenn ich meine Geschichte erzählen kann und wenigstens ein Mensch, der vorher noch skeptisch war, mei- netwegen davon überzeugt werden kann, dass Organspende wirklich eine gute Sache ist.“ Und mehr als das. Organspende rettet Leben. Vor allem wegen der guten Stimmung und dem Zusammenhalt auf den internationalen Skimeisterschaften für Transplantierte ist Chantal dabei. Chantal hütet das Tor der 1. Hockey-Damen des Club zur Vahr. Mittler- weile spielen sie in der Oberliga Bremen/Niedersachsen.

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