Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

BREMISSIMA | September-Oktober 2015

bremissima 51Küchenglück S E igentlich war das alles ledig- lich eine Schnapsidee. Die Nacht wurde durchzecht, der Hunger danach war groß. Eine gute Currywurst sollte her, doch die konnten die drei Freunde Karsi Mül- ler, Jörg Fengler und Stevie Schulze (der im ersten Jahr bei „Rock & Wurst“ allerdings wieder ausstieg) - im Viertel nicht auftreiben. „Wenn es die nicht gibt, dann machen wir das halt selber“, erinnert sich Karsi Müller an den ent- scheidenden GedankenvorneunJahren. Ihre Geschäftsidee war geboren: Wenig später bauten sich die drei Rock’n‘Roll- Fans einen Stand aus Brettern und trafen sich abends in der heimischen Küche, um eigene Curry-Soßen einzu- kochen, auszuprobieren und zu verfei- nern. Ihre Kreationen kamen auf den ersten Privatpartys gut an, bald waren sie jedes Wochenende unterwegs, um ihre Currywurst auf verschiedenen Fes- ten zu verkaufen. „Uns hat das wahn- sinnig viel Spaß gemacht. Nur mit der Bretterbude waren wir nicht so wirk- lich gut aufgestellt“, sagt der 48-jährige Bremer. Bei Regen ging das Team re- gelrecht unter und auch der Auf- und Abbau erwies sich als aufwendig. Etwas anderes musste her. Ende 2011 fanden sie ihre „Knutschku- gel“, einen Wohnwagen aus den 70er- Jahren – und bauten diesen nach ihren Wünschen um. „Das war eine Imbissbu- de, die wie ein Rock’n’Roll-Trash-Diner aussah“, sagt Karsi Müller und lacht. Die drei Embleme, die den Anhänger zier- ten, sind auch heute noch im Restaurant wiederzufinden. Das Logo des „Rock & Wurst“, eine große Wurst mit den Rock’n’Roll-typischen Engelsflügeln, die zwei Tauben mit dem Banner „Live, Love, Laugh“ flattern über der Theke und das Bullen-Geweih aus dem An- hänger ist gleich zweimal an der Wand zu finden. Zwei Jahre lang führten die Freunde dieses Doppelleben weiter, mit Wurstverkauf an den Wochenenden, unter anderem beispielsweise beim „Hurricane“-Festival, und dem Haupt- beruf unter der Woche. Karsi Müller in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Veranstaltungsplanung der Dis- kothek „Modernes“ und Jörg Fengler als Inhaber des Skater-Ladens „Titus“ im Ostertorsteinweg. Mittlerweile sind die Zeiten vorbei, als die beiden Viertelbewohner ihre Wurst aus dem Wohnwagen heraus verkauf- ten. Seit November letzten Jahres be- treiben sie ihr eigenes Restaurant, das Karsi Müller hauptberuflich als Ge- schäftsführer leitet. Für seinen Kom- pagnon und Mitinhaber ist das „Rock & Wurst“ ein Nebenjob geblieben, er ist weiterhin für die selbst eingekoch- ten Soßen zuständig und zweimal in der Woche abends im Laden zu finden. Auch Karsi Müller steht an drei Tagen hinter der Theke. „Unsere beiden Ge- sichter müssen hier einfach präsent sein. Dass wir nur vormittags hier sind, geht einfach nicht“, sagt er. Die beiden Charakterköpfe sind es schließlich, die „Rock & Wurst“ das Gesicht geben, die Marke mit Leben füllen. Da ist dieser kindliche Spaß am eigenen Tun, die- se Leichtigkeit und unbeschreibliche Freude, mit der die Gründer ihren Job machen. „Es ist uns sehr wichtig, au- thentisch zu bleiben. Unser Herzblut soll zu spüren sein“, sagt der Vater einer sechsjährigen Tochter. Diese Authenti- zität spiegelt sich auch in der Einrich- tung wieder. Fast die gesamte Dekorati- on mit Rock’n‘Roll-Charme und einem Hauch Seemannsluft stammt aus der Sammlung von Karsi Müller, der auch privat ein Faible für die 50er, 60er und 70er Jahre hat. Besondere Stücke hat der Viertelbewohner auf Flohmärkten und im Internet gesammelt und lange Zeit im Keller aufbewahrt. Nun verhilft „Wenn es die nicht gibt, dann machen wir das halt selber“ Nora baron / nora baron, Julia Windhoff

Seitenübersicht