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BREMISSIMA | Januar-Februar 2016

bremissima 53Angepackt E s ist diese Idee, die ihr seit ein paar Jahren im Kopf herumschwirrt. Eine Ferieneinrichtung für Familien mit schwerbehinderten und gesunden Kindern in Bremen. Eine Einrichtung, bei der alle zu ihrem Recht kommen und Spaß haben. Einen ersten Schritt in diese Richtung hat Anna Kreyenhop nun gemacht. Gemeinsam mit ein paar Freunden hat sie im September vergangenen Jahres den gemeinnützigen Verein „GutsKinder“ gegründet. Dieser bietet Ferienfreizeiten an, die es gesunden und nicht gesunden Jungen und Mädchen ermöglicht, gemeinsam die Welt zu entdecken. „Wir wollen Gutes für Kinder tun. Und die Eltern zudem entlasten. Das ist eine Herzensangelegenheit von uns“, sagt die Schwachhauserin. Was es bedeutet, ein schwerbehindertes Kind zu Hause zu betreuen, weiß Anna Kreyenhop nur zu gut. Vor acht Jahren kam ihr erster Sohn Niclas als Frühchen mit nur 850 Gramm Gewicht auf die Welt und mehrere Komplikationen in der ersten Phase seines Lebens führten dazu, dass er im Rollstuhl sitzt, niemals laufen und auch nicht sprechen lernen wird, mehrfach schwerbehindert ist. „Niclas braucht umfassende Hilfe. Er kann nichts alleine machen, es muss jemand rund um die Uhr für ihn da sein“, sagt seine Mutter. Im Alltag hat sich Familie Kreyenhop mittlerweile gut eingerichtet und organisiert, denn nicht nur Niclas, der die Paul-Goldschmidt-Schule in Bremen besucht, braucht die Unterstützung und Zuwendung seiner Eltern, sondern auch seine sechs und zwei Jahre alten Brüder. Kindergarten und Krippe sowie das Au-Pair-Mädchen der Familie unterstützen die Schwachhauser Familie bei der Betreuung, sodass die Mutter in ihren alten Beruf als Ärztin zurückkehren konnte, für 20 Stunden in der Woche. Zusätzlich begleitet ein Betreuer Niclas zu seinen zahlreichen pädagogischen oder therapeutischen Maßnahmen an den Nachmittagen, aber auch zu einem Hip-Hop-Kurs. Momente, die Anna Kreyenhop mit ihren beiden anderen Kindern verbringen kann. Zeit zum Durchpusten gibt es keine, auch an den Wochenenden und in der Ferienzeit nicht. Im Gegenteil: „Wenn die Hilfe von außen wegfällt, ist die Belastung für Familien mit Kindern mit besonderen Anforderungen häufig am größten. Dabei sind Zeiten, in denen sich die Eltern erholen können, enorm wichtig“, sagt die 38-Jährige, die in Tansania geboren wurde. Und diese Belastung verspürt nicht nur sie, vielen Eltern mit einem Kind mit Handicap geht es genauso. Rund 10.000 Jungen und Mädchen in Norddeutschland sind schwer bzw. mehrfach behindert, viele von ihnen werden zu Hause betreut. Wenn die Kinder in die Schule kommen, gestaltet sich alles komplizierter. Wie allen berufstätigen Müttern und Vätern fällt es den Familien schwer, die komplette Ferienzeit ohne Unterstützung von außen abzudecken. „Mit einem besonderen Kind ist es noch schwieriger. Oft kann man es nur in einem Heim betreuen lassen. Noch dazu ist es nahezu unmöglich, ein behindertes Kind und dessen nicht-behindertes Geschwisterkind gleichzeitig irgendwo unterzubringen, wo sie zusammen und getrennt schöne und sinnvolle Sachen machen können“, betont die ehemalige Hockeyspielerin. Ein Fakt, der sie nachdenklich stimmte – und den sie ändern wollte. Mit ihrem gemeinnützigen Verein „GutsKinder e. V.“ will sie diese Lücke nun schließen und ein Ferienprogramm mit „Spaß, Spiel, Spannung und Sport“ auf die Beine stellen, bei denen behinderte Kindern genauso zu ihrem Recht kommen wie deren gesunde Geschwister. „Bei unseren Ferienfreizeiten werden beide Zielgruppen angesprochen und haben gemeinsam ihren Spaß. Jedes Kind hat doch ein Recht darauf, am Leben teilzuhaben.“ Ein erster Probelauf erfolgte in den Herbstferien im vergangenen Jahr – ein paar Wochen nach der Vereinsgründung. Gemeinsam mit dem Pflegedienst Gemeinsam Gutes für Kinder tunNora Baron / Nora baron & Gutskinder Links: Niclas Kreyenhop ist so etwas wie das Gesicht von „GutsKinder“. Der Sohn von Gründerin Anna Kreyenhop ist acht Jahre alt und seit seiner Geburt schwerbehindert. Rechts: Bei den Ferienfreizeiten des Vereins „GutsKinder“ ist unwichtig, wer gesund und wer mit einer Behinderung lebt.

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