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BREMISSIMA Magazin Juli-August 2016

18 BREMISSIMA Ich behaupte jetzt mal: Hätte die Weltmeisterschaft 2006 nicht „im eigenen Land“ stattgefunden, gäbe es heute bei uns nicht alle zwei Jahre diese extreme Fußball-Euphorie. Denn heutzutage ist es ja so, dass von diesen internationalen beziehungsweise europäischen Wett- bewerben kein Mensch mehr verschont bleibt. Vor zehn Jahren ist es auf einmal schick geworden, sich das Deutschland-Trikot überzuwer- fen und wochenlang mit einer Flagge am Auto herumzufahren. Ich gebe zu, auch ich schaue mir die Spiele dann gerne an (da ich aller- dings nicht so auf Fan-Devotionalien stehe, immer in zivil). Ich muss doch schauen, ob meine Tipps passen und wie ich in der Tipprunde stehe. Aber ich mag auch Fußball. Also Werder mag ich. Von einem Abstieg hätte ich mich wahrscheinlich lange, lange nicht erholt. Und nun wieder: Europameisterschaft. Irritiert bin ich von den Men- schen um mich herum, die niemals einen Fuß in das Weserstadion setzen würden und plötzlich Kroos, Neuer, Schweinsteiger, Özil und Co. anfeuern, als gäbe es kein Morgen. Wohlgemerkt, das sind alles Spieler, die nicht (mehr) bei Werder spielen! Da steht kein einziger Werder-Spieler auf dem Platz! Ich sitze mit Freundin und Mitbe- wohnerin Vera beim Public Viewing zum deutschen Auftaktspiel der EURO 2016 vor unserer Haustür – wir hätten oben eh alles gehört, da können wir uns ja auch dazusetzen. „Ey, der Mustafi sieht echt so gut aus“, höre ich in den ersten Minuten hinter mir, als besagter Mustafi auf der Leinwand auftaucht. Aha. Gut sieht er also aus. Soso. Geju- belt wird dann umso doller, als er dann in der 19. Minute tatsächlich das erste Tor schießt. Die selben, ich muss leider sagen Mädels, disku- tieren übrigens während des gesamten Spiels über die exakte Farbe der Leibchen der Auswechselspieler, würdigen aber die grandiose Torverhinderungsaktion Boatengs mit keinem einzigen Wort. Ist es also wirklich so, dass Frauen sich a) von der Masse begeistern lassen, b) die Spieler anhimmeln oder c) beides – und deshalb Fußball gucken? Und betrifft das eigentlich nur Frauen, grübele ich gerade, als eine männliche Stimme irgendwo links von mir gerade erklärt, dass Kroos ja immer so schöne Schuhe anhabe. Irgendwie freut mich das jetzt. Noch mehr freue ich mich aber, als eine Frau zur Ehrenret- tung meiner Geschlechtsgenossinnen beiträgt und trocken „Abseits“ sagt, als die Ukraine den Ball ins deutsche Tor bugsiert. Und zwar bevor der Kommentator es tut und die halbe Terrasse sich hier noch darüber aufregt. Das zeigt ja, dass es völlig wumpe ist, welchem Geschlecht man angehört. Ahnung von Fußball haben kann man trotzdem. Ach. Ich höre jetzt mal auf zu nörgeln und gucke lieber in Ruhe das Spiel weiter. Wenn man Bock auf Fußball hat, soll man halt Fußball gucken. Ist doch wurscht, warum. „Ooooh, der ist ja so hübsch, ne“, sagt jetzt plötzlich auch Vera, als die Kamera über die Ersatzbank schwenkt und Mats Hummels einfängt. „So ein bildschöner Mann!“ – „Boah, fängst du jetzt auch schon da- mit an!“, meckere ich. Okay, okay! Ich gebe ihr insgeheim recht. Mats Hummels ist hübsch. Trotzdem. So ein unqualifizierter Kommentar. Menschen und Fußball Produzieren statt konsumieren Foto:JanRathke,MesseBremen Nähen, Häkeln und Stricken, Prä- gen, Stanzen und Sticken oder Scrap- booking und Filofaxing – so richtig Lust aufs Basteln oder auf Handarbeit macht die KreativZeit in der Messe Bremen in jedem Fall. Als Teil der Verbrauchermesse HanseLife geht die KreativZeit bereits zum dritten Mal an den Start. Besucher finden hier Anre- gungen, Werkzeuge und ungewöhnli- ches Kunstgewerbe. Hoch im Kurs stehen in diesem Jahr Motivtörtchen. „Nicht nur für Hoch- zeiten oder Geburtstage, auch zum sonntäglichen Kaffeekränzchen mit der Familie sind kreative Torten immer mehr gefragt“, sagt Nele Becker, Or- ganisatorin aus dem HanseLife-Team. Doch ob Backen oder eben Nähen, Basteln und Stricken – die Zeiten, in denen das Selbermachen als altmo- disch belächelt wurde, sind vorbei. „Back to the roots“ – produzieren statt konsumieren, lautet die Devise. Rund 100 Aussteller sind auf der KreativZeit vertreten – ein ausgewogener Mix aus etablierten Anbietern und jungen Desi- gnern mit ausgefallenen Ideen. Die KreativZeit ist am „Happy Friday“, 16. September, mit veränderten Ein- trittszeiten von 12 bis 20 Uhr geöffnet, www.hanselife.de/kreativzeit Freitag bis Sonntag, 16. bis 18. Sep- tember, in der Halle 7, Messe Bremen

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