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BREMISSIMA | Juli-August 2015

bremissima 25 mit ihr arbeiten kann. Für die meisten Krafteinsätze gibt es auch Hebel, und man ist irgendwann auch entsprechend trainiert.“ Idyllisches Werbebild und Realität Heike Klatte engagiert sich für den Bau- ernverband Bremen. In ihrem aktuellen Projekt ermöglicht sie Schulkindern den Besuch von Höfen und bringt ihnen die Aufgaben der landwirtschaftlichen Betriebe näher. „Die Menschen wissen heute gar nicht mehr, wo das Essen ei- gentlich herkommt. Auf Verpackungen sehen sie beispielsweise Schweine auf der grünen Wiese, was aber gar nicht mehr der Realität entspricht. Wenn sie dann in einen Stall gucken, erschre- cken sie: Plastikspalten, auf denen die Schweine in kleinen Abteilen stehen. Das Gefühl und das Vertrauen der Verbraucher sind dadurch verloren ge- gangen. Aber man weiß nicht, warum das so sein muss. Ich habe auch erst in meiner Ausbildung ein anderes Bild da- von bekommen.“ Der Landwirtin ist es wichtig, mit ihrer Aufklärungsarbeit bei Kindern anzufangen, denn diese sind offener. Ihnen kann sie beibringen, worauf sie achten müssen und dass sie die Nahrungsmittel wertschätzen: „Bei Erwachsenen ist die Meinung meist ge- festigt. Wenn ich hingegen mit Kindern auf den Hof gehe, kann ich ihnen erklä- ren, warum ich meine Kälber enthornen muss und auf welche Art ich es mache.“ Und wie zum Beweis rangeln neben uns auf der Weide auch zwei Milchkühe miteinander: Mit Hörnern könnten sie sich so schwer verletzten, sodass man sie mit Medikamenten behandeln oder sogar töten müsste. Die Borgfelder Kühe weiden auf der grünen Wiese und auch der Stall ent- spricht der Bioverordnung. Dennoch produziert Heike Klatte konventionell und steht dem Begriff „bio“ sehr kri- tisch gegenüber. Teil des Weidelands, das Heike Klatte besitzt, ist aufgrund des Naturschutzgebietes mit hohen Auflagen verbunden, sodass der Betrieb in seiner Wirtschaftlichkeit stark be- nachteiligt ist. „Es ist ein großer Druck, dass alles „bio“ sein soll. Es ist ein auf- gezwungenes Wunschdenken und spie- gelt die Entfremdung der Verbraucher von der Realität wider. Früher hat ein Landwirt 10 Menschen ernährt, heute sind es 140. Wirtschaftlich ist es oft gar nicht umsetzbar.“ Als seien ein Hof und die Öffentlich- keitsarbeit für den Bauernverband Bre- men nicht genug, hat sich Heike Klatte im Mai in den Borgfelder Beirat wählen lassen. Hier setzt sie sich dafür ein, dass die Landwirtschaft in Borgfeld ihren Platz behält: „Es gibt in Pläne, wie Bre- men in 20 bis 30 Jahren aussehen soll. Für unseren Stadtteil wird ein riesiges Naherholungsgebiet mit viel Flora und Fauna gewünscht. Was ja gut ist, sich aber auf unsere wirtschaftlich genutz- ten Flächen bezieht, wovon wir leben. Für das Landschaftsprogramm sollen diese nicht mehr entwässert werden, sollen wieder Tümpel entstehen und neue Bäume gepflanzt werden. So wie hier früher mal alles Moor war. Dann kann ich hier aber keine Kühe mehr grasen lassen.“ Ein Traumberuf in und mit der Natur Heike Klatte liebt ihren Beruf als Milchbäuerin, trotz der harten Arbeit: „Man fängt morgens um halb fünf an und hat im Sommer zur Erntezeit auch nicht immer abends um sechs Uhr Die Katze weiß, wer hier die leckere Milch gibt Frauenzimmer

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